Kreidebleich im Anblick des Verhaltens der Abteilung Staatsschutz der Augsburger Polizei | Pressemappe

Pressekonferenz Freitag (20.5.2022) 10:00 Uhr im Moritzsaal der Augsburger Moritzkirche mit Janika Pondorf, ihrer Mutter, der psychologischen Psychotherapeutin Birgit Zech sowie Ingo Blechschmidt und Julius Natrup.

Zusammenfassung
1. Zum Konsumspektakel Black Friday 2019 brachte Greenpeace Augsburg in der Innenstadt abwaschbare konsumkritische Kreidebotschaften an.
2. Fünf Monate später, genau heute vor zwei Jahren, nutzte die Abteilung Staatsschutz der Augsburger Polizei diese Aktion als Vorwand, um mit der Begründung Gefahr im Verzug zeitgleich die Wohnungen von Janika Pondorf (damals 15) und Ingo Blechschmidt (damals 31), die sie als Hauptverantwortliche von Fridays for Future Augsburg las, zu durchsuchen und Handys zu konfiszieren.
3. Beweise für eine Beteiligung fanden sich nie, die Verfahren wurden sogar ohne Anklageerhebung eingestellt; doch der Übergriff verursachte bei Janika posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), weswegen sie über Monate in stationärer Behandlung war.
4. Dieser Vorstoß der Abteilung Staatsschutz war der erste in einer seitdem andauernden Serie von Verfolgung von friedlichem Klimagerechtigkeitsaktivismus in Augsburg. Der vorerst letzte war die als Pimmelgate Süd überregional bekannt gewordene Hausdurchsuchung bei Alexander Mai.

  1. Überblick
  2. Kontakt
  3. Dokumente zur Hausdurchsuchung
  4. Rechtliche Grundlagen
  5. Pressespiegel zu früheren umstrittenen Übergriffen (Pimmelgate Süd, AZ-Verlagsräume, OpenLab Augsburg – die letzten beiden von der Augsburger Staatsanwaltschaft zu verantworten, die OpenLab-Durchsuchung sogar wie bei Pimmelgate Süd von der Abteilung Staatsschutz)

Überblick

  1. Eingriff in intimen Schutzbereich

    Auf den Tag genau vor zwei Jahren, am 20.5.2020, griff die Abteilung Staatsschutz der Augsburger Polizei um 7:00 Uhr morgens mit zwei Hausdurchsuchungen in den intimen Schutzbereich von zwei Augsburger*innen ein, die sie als hauptverantwortlich für Fridays for Future Augsburg sahen: die damals 15-jährige Schülerin Janika Pondorf sowie den damals 31-jährigen Mathematik-Dozenten Ingo Blechschmidt.

    Die Abteilung Staatsschutz drängte direkt in Janikas Zimmer und ließ ihr keine Gelegenheit, sich anzuziehen. Sie las ihr Tagebuch, konfiszierte ihr Handy und zwang sie zur Herausgabe ihrer Passwörter. Im Anschluss wurde Janika auf die Wache mitgenommen. Ihre Mutter musste eilig hinterherfahren. Auf der Wache musste sich Janika bis auf die Unterwäsche ausziehen und fotografieren lassen. Auch wurden ihre Fingerabdrücke genommen und ihr Gesicht modelliert. Beide Daten wurden bis heute nicht gelöscht. Erst dann wurde sie entlassen. Sie radelte im Anschluss zurück nach Hause. Janika war geistesgegenwärtig genug, um auf die Mitnahme ihres Fahrrads zu bestehen.

    Bei Ingo Blechschmidt unternahm die Abteilung Staatsschutz dasselbe, nur dass sie ihm Gelegenheit zum Anziehen bot, aufgrund seiner Volljährigkeit keine Eltern involviert waren und auf die Modellierung seines Gesichts verzichtet wurde.

  2. Durchsuchungsvorwand Gefahr im Verzug – fünf Monate nach der vorgeworfenen Aktion

    Fünf Monate vor der Hausdurchsuchung, in der Nacht auf den 29.11.2019, brachten Greenpeace-Aktivist*innen anlässlich des Black Fridays in der Innenstadt abwaschbare Kreidebotschaften an. Greenpeace bekannte sich direkt am Morgen des 29.11.2019 zu der Aktion (siehe Pressemitteilung von Greenpeace und AZ-Artikel unten).

    Das übliche behördliche Vorgehen im Nachgang solcher Aktionen besteht darin, Greenpeace zur Reinigung aufzufordern oder sie selbst vorzunehmen und dann Greenpeace in Rechnung zu stellen.

    Stattdessen nutzte die Abteilung Staatsschutz der Augsburger Polizei den Anlass, um fünf Monate später unter dem Vorwand Gefahr im Verzug die Initiative Fridays for Future Augsburg massiv einzuschüchtern und einzuschränken, indem sie gleichzeitig bei denjenigen Menschen, die sie als Hauptverantwortliche las, Hausdurchsuchungen durchführte. (Janika war als FFF-Pressesprecherin bekannt und sprach als solche im Umweltausschuss des Augsburger Stadtrats. Ingo trat oft als Anmelder der FFF-Demos auf.) Fridays for Future Augsburg organisierte damals die regelmäßigen Schulstreiks und sonst nichts.

    Hausdurchsuchungen bei Aktivist*innen von Greenpeace Augsburg erfolgten keine. Die beiden Initiativen setzen unterschiedliche Akzente und hatten damals wie heute keine personellen Überlappungen.

  3. Janika war immer schon sehr auf Regeleinhaltung bedacht

    Wie auch kürzlich in einem AZ-Portrait festgehalten, war Janika die Einhaltung von Regeln immer äußerst wichtig. Selbst wenn ihre Familie ausnahmsweise bei Zeitdruck über rot ging, blieb sie stehen. Janika brauchte selbst große Überwindung, zu den FFF-Schulstreiks zu kommen. Janika beging nie auch nur eine Ordnungswidrigkeit und das ist auch heute noch so. Auch Verweise, Nachsitzen, etc. hat sie nie bekommen, außer als Strafe für die Schulstreiks.

    Die von Greenpeace angebrachten Kreidebotschaften waren konsumkritisch. Janika war allerdings als ausgesprochene Kritikerin von Konsumkritik bekannt, in der Bewegung immer mahnend, nicht den Protest an Privatpersonen sondern an die Politik zu adressieren, die die Macht über die großen Stellschrauben habe. Bei Janika von einer Teilnahme an der Kreideaktion von Greenpeace auszugehen, war für alle Kenner der Szene absurd.

  4. Beide Verfahren wurden nach mehr als einem Jahr sogar ohne Anklageerhebung eingestellt – doch die umstrittene Hausdurchsuchung löste bei Janika PTBS aus (posttraumatische Belastungsstörung)

    Für Ingo Blechschmidt war die Hausdurchsuchung eine Belastung, er fühlte sich lange Zeit nicht mehr wohl in seinem Haus, doch am schlimmsten für ihn war, dass seine beiden Schwestern dadurch sehr gelitten haben. Dennoch hat er das Erlebte verarbeiten können. Janika hatte weniger Glück:

    Der derart intensive Eingriff in die Intimsphäre, gekoppelt an die Unerklärbarkeit des eigentlich für immer richtig gehaltenen polizeilichen Handelns, verursachte bei Janika eine posttraumatische Belastungsstörung. Sie musste über Monate stationär in die Klinik und hatte in den zwei Jahren seit der Durchsuchung eine intensive (Trauma-)Therapie. Ihr Abitur musste sie entsprechend um ein ganzes Jahr verschieben, da sie über Monate hinweg nicht zur Schule konnte. Mehrere Dissoziationen täglich waren für Janika an der Tagesordnung. Im Straßenverkehr können diese sehr gefährlich sein. Die Abteilung Staatsschutz entschuldigte sich nie bei Janika oder Ingo Blechschmidt, selbst nicht nach Einstellung der Verfahren.

  5. Übergriff der Abteilung Staatsschutz war Schock für die Augsburger Klimagerechtigkeitsbewegung und veränderte sie nachhaltig

    Die damals noch kleine Augsburger Klimagerechtigkeitsbewegung traf der unerwartete Übergriff der Abteilung Staatsschutz wie ein Schock. Zu großen Teilen herrschte damals noch der naive Irrglaube in der Bewegung vor, lediglich fehlende Aufmerksamkeit sei der Grund für das klimapolitische Versagen, sodass sich nach einigen wenigen Demonstrationen die gewählten Politiker*innen verantwortungsvoll um die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens kümmern würden. Nie rechnete man damit, mal im Fokus von Ermittlungen der Abteilung Staatsschutz zu stehen.

    Dieser Schock veränderte die Augsburger Klimagerechtigkeitsbewegung nachhaltig. Falls die Abteilung Staatsschutz Einschüchterung als Ziel hatte, erreichte sie nur das Gegenteil. Der Schock stieß einen Reflektionsprozess an, der in einer genaueren Analyse der politischen Verhältnisse mündete, das Aktionsniveau deutlich anhob und den Nährboden für das Augsburger Klimacamp bereitete. Ohne den Übergriff wäre es sehr wahrscheinlich bei Schulstreiks geblieben. So wurde stattdessen das Klimacamp gegründet, das zuvor für unmöglich gehaltene politische Erfolge erzielte (Beschluss zum Augsburger CO₂-Restbudget, Vertrag zum Radbegehren) und sowohl in Augsburg als auch in ganz Deutschland zu einer deutlichen Weiterentwicklung der Klimagerechtigkeitsbewegung führte – etwa der Gründung dutzender Klimacamps in zahlreichen Städten.

  6. Abteilung Staatsschutz verfolgt seit mehr als zwei Jahren friedlichen Klimagerechtigkeitsaktivismus in Augsburg

    Aus Sorge, dass Berichte über staatliche Repression von Kernanliegen wie einer Mobilitäts- und Energiewende ablenken könnten, verzichteten Fridays for Future Augsburg und das Augsburger Klimacamp bislang darauf, ihre Verfolgung durch die Abteilung Staatsschutz der Polizei öffentlich zu machen.

    Mit der Pimmelgate-Süd-Affäre änderten die Aktivist*innen ihre Pressestrategie. Vorstöße seitens der Abteilung Staatsschutz werden fortan konsequent benannt und frühere Vorfälle aufgearbeitet. Die Hausdurchsuchung bei Janika Pondorf und Ingo Blechschmidt reiht sich in eine lange Serie unverständlicher Ermittlungen durch die Abteilung Staatsschutz ein, mit immer denselben zwei verantwortlichen Kriminalkommissaren auf polizeilicher Seite: Einsle und Grob.

    Unverhältnismäßige Repression gegen Klimagerechtigkeitsaktivist*innen gibt es auch in anderen Städten. Dass Gerichte nachträglich die Illegalität der vorgenommenen Eingriffe (wie im Fall von Inhaftierungen im Rahmen der IAA-Proteste, Krautreporter) oder polizeiliche Zeug*innen in späteren Verfahren dann doch zuvor abgegebene belastende Aussagen korrigieren (wie im Fall Ella im Dannenröder Wald, Gießener Anzeiger), ist für die Betroffenen oft nur ein kleiner Trost.

  7. Überregionale Kritik an Augsburger Staatsanwaltschaft

    Die Augsburger Staatsanwaltschaft fiel in der Vergangenheit schon oft durch Irritationen rechtsstaatlicher Grundsätze auf. Besonders bekannt sind die im Nachhinein für rechtswidrig erklärten Hausdurchsuchungen der Verlagsräume der Augsburger Allgemeinen (nachdem der damalige CSU-Ordnungsreferent und jetzige CSU-Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich angab, sich in Reaktion auf einen Leserkommentar beleidigt gefühlt zu haben) und der Bastlerwerkstatt OpenLab Augsburgs, die nur durch eindeutig politische Justiz erklärbar ist.

    Unter allen Staatsanwaltschaften europäischer Städte ist der Wikipedia-Artikel zur Augsburger Staatsanwaltschaft der längste. Er besteht der Länge nach aus ziemlich genau 75 % öffentlicher Kritik.

Die Pressekonferenz ergänzende Stellungnahme von Janikas Mutter

Wenn es Absicht war, meine Tochter einzuschüchtern, oder gar zu brechen, dann ist das eine riesen Sauerei. Wenn es keine Absicht war, wäre eine Entschuldigung angemessen und möchte ich an die Verantwortlichen, die Hausdurchsuchungen beantragen und weiter winken, appellieren, genauer hinzuschauen. Was ist passiert? Wer ist die Person, auch, wie alt ist sie? Stichwort Verhältnismäßigkeit bei so einem massiven Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. In jedem Fall ist hier offensichtlich Nachbesserungsbedarf!

Wie werden zukünftige Generationen die zum Teil rechtswidrigen Vorstöße der Abteilung Staatsschutz der Augsburger Polizei bewerten, die die Kriminalisierung von friedlichem Klimagerechtigkeitsaktivismus zum Ziel haben? In einer Welt, in der die negativen Folgen der Klimakrise Teil des Alltags geworden sind oder nur mit sehr viel Mühe abgewendet werden konnten, wird man sicher nicht mit Wohlwollen auf derartige Aktionen in der heutigen Zeit zurückblicken.

Kontakt

Über das Klimacamp

Seit über 600 Tagen ist das Augsburger Klimacamp in der Innenstadt Tag und Nacht besetzt. Wir setzen uns für günstigere Bus- und Trampreise, neue Buslinien, eine Umstellung der Augsburger Stadtwerke auf Ökostrom und andere Themen rund um Klimagerechtigkeit ein. Mit unserem Protest adressieren wir die Augsburger Stadtregierung, niemals Privatpersonen. Zu unseren Projekten gehören:

Fridays for Future Augsburg dankt Greenpeace herzlich für die umfassende juristische Unterstützung – obwohl und insbesondere Janika und Ingo keine Greenpeace-Aktivist*innen waren.

Dokumente

Die Abteilung Staatsschutz der Augsburger Polizei nutzte den Anlass der Greenpeace-Aktion gezielt für ein Vorgehen gegen Fridays for Future Augsburg. Das lässt sich wie folgt nachweisen:

  1. Greenpeace Augsburg wurde, anders als üblich, nicht zur Entfernung der Kreidesprüche aufgefordert.
  2. Es gab keine Hausdurchsuchungen bei Greenpeace-Aktivist*innen.
  3. Stattdessen gab es Hausdurchsuchungen bei den zwei Menschen, die in der öffentlichen Berichterstattung als besonders prominente FFF-Aktivist*innen wahrgenommen wurden.
  4. Hinweise, dass von der Vielzahl der Augsburger Aktivist*innen genau Janika Pondorf und Ingo Blechschmidt an der Kreideaktion beteiligt gewesen sein sollten, gab es keine. Bei Janika gab es zudem starke Hinweise, dass sie eine solche Aktion niemals machen würde – weil bekannt war, dass sie einerseits Regelverstöße nur äußerst ungern begeht und andererseits Konsumkritik gegenüber sehr kritisch eingestellt war und ist. Janika hätte die Aktion aus diesem Grund selbst dann nicht gemacht, wenn das Ordnungsamt persönlich ihr für diesen Zweck Kreide in die Hand gedrückt hätte. Ingo Blechschmidt leistet mittlerweile, auch durch die Hausdurchsuchung angestoßen, friedlichen zivilen Ungehorsam; aber damals war auch er lediglich FFF-Demonstrationsanmelder und nicht mehr.

Instagram-Posts, Pressemitteilung von Greenpeace Augsburg und AZ-Bericht zu den abwaschbaren Kreidebotschaften (29.11.2019)

Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung von Ingo Blechschmidt (22.4.2020)

Protokoll für die Wohnungsdurchsuchung bei Ingo Blechschmidt (20.5.2020)

Verfahrenseinstellung für die Wohnungsdurchsuchung bei Ingo Blechschmidt (3.11.2021) – Hinweis: In dem Dokument haben sich an zwei Stellen in der Jahreszahl Tippfehler eingeschlichen

Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung von Janika Pondorf (22.4.2020)

Verfahrenseinstellung für die Wohnungsdurchsuchung bei Janika Pondorf (3.11.2021) – Hinweis: In dem Dokument haben sich an zwei Stellen in der Jahreszahl Tippfehler eingeschlichen

Bescheinigung zur stationären Behandlung von Janika (18.5.2021)

Rechtliche Grundlagen

Wikipedia
Staatsanwaltschaft Augsburg: Öffentliche Kritik an der Arbeitsweise
Die Augsburger Staatsanwaltschaft sieht sich besonderer öffentlicher Kritik ausgesetzt. Sie war mit mehreren spektakulären Fällen befasst, die in der Bevölkerung oftmals den Eindruck erweckten, dass die Behörde nicht objektiv arbeite. Es kam zu einigen dubiosen Vorgängen. Der Staatsanwaltschaft Augsburg wird vorgeworfen, sich von den Interessen politischer Parteien, insbesondere von der CSU, beeinflussen zu lassen und demzufolge in manchen Fällen besonders eifrig (z. B. gegen Kritiker), in anderen aber überhaupt nicht zu ermitteln (bzw. Verfahren zu Unrecht einzustellen), je nach politischer Vernetzung des Betroffenen.

Bundeszentrale für politische Bildung (15.8.2017)
Unverletzlichkeit der Wohnung
Durchsuchungen einer Wohnung stellen einen schweren Eingriff in die Privatsphäre des Betroffenen dar. […] [Der Richter] muss auch prüfen, ob nicht mit weniger einschneidenden Mitteln das erstrebte Ziel – etwa Beweismittel für die Verfolgung von Straftaten zu finden – erreicht werden kann.

Krautreporter (23.3.2022)
Klima-Aktivisten landen zehnmal so oft in Gewahrsam wie religiös motivierte Gefährder
Das zeigen bisher unveröffentlichte Zahlen, die uns exklusiv vorliegen.

Presseberichte über frühere umstrittene Hausdurchsuchungen

Presseberichte über Pimmelgate Süd

netzpolitik.org (14.4.2022)
Augsburg: Pimmel-Kommentar führt zu Razzia bei Klimaaktivisten
Ein Klimaaktivist bezeichnet auf Facebook einen AfD-Politiker indirekt als Pimmel. Daraufhin untersucht die Polizei die Wohnung des Aktivisten und beschlagnahmen seine technischen Geräte. Die Anwältin bezeichnet das Vorgehen der Polizei als unverhältnismäßig. Der Vorfall erinnert an das Pimmelgate-Eklat in Hamburg.

Süddeutsche (13.4.2022)
Das Augsburger Pimmelgate
Wegen eines Kommentars auf der AfD-Facebook-Seite durchsuchen Polizisten die Wohnung eines Klimaaktivisten. Der ist empört und wittert Einschüchterung. Über die Grenzen zwischen Blödelei und Hass.
(Artikel hinter Paywall)

a.tv (14.4.2022)
Wirbel um Hausdurchsuchung – Klimacamp-Aktivisten kritisieren Polizeieinsatz
Beim Klimaaktivisten Alexander Mai, der bei der letzten Bundestagswahl für die ÖDP angetreten war, fand eine Hausdurchsuchung statt. Die Frage lautet, war das verhältnismäßig? Der Grund war ein Posting bei Facebook, unter seinem eigenen Namen und er bestreitet das auch gar nicht sondern gibt es zu. Warum also dann eine Durchsuchung?

Die Augsburger Zeitung (21.4.2022)
Augsburger Pimmelgate schlägt in der Politik auf
Wegen seines Postings unter seinem Klarnamen auf der Facebook-Seite der Stadtratsfraktion der Augsburger AfD durchsuchte die Augsburger Polizei die Wohnung von Alexander Mai, der zur Gruppe der Aktivisten des Augsburger Klimacamps gehört und im vergangenen Jahr als Direktkandidat der ÖDP für den Bundestag kandidierte.

Augsburger Allgemeine (20.4.2022)
Razzia bei Klimacamp-Aktivisten: Grüne stellen Anfrage an die Staatsregierung
Eine Razzia beim früheren Bundestagskandidaten Alexander Mai in Augsburg stößt bei Klima-Aktivisten auf Unverständnis. Die Polizei wehrt sich. Nun erreicht der Fall den Landtag.

a.tv (19.4.2022)
Grüne stellen Anfrage im Augsburger Pimmelgate-Fall

Archyworldys (14.4.2022)
Cock comment leads to crackdown on climate activists
The statement “You’re such a dick” triggered a house search last summer. A similar raid has now taken place in Augsburg. The climate activist Alexander Mai had linked a photo of the Pimmel scandal on Facebook in October – under a post by AfD politician Andreas Jurca, the party’s parliamentary group leader in Augsburg city council.

Presseberichte über die illegale Durchsuchung der AZ-Redaktion

Augsburger Allgemeine (28.1.2013)
Polizei beschlagnahmt in Redaktion Daten eines Foren-Nutzers
Augsburgs Ordnungsreferent Volker Ullrich geht mit Hilfe eines Anwalts, der Polizei und der Justiz gegen einen Nutzer unseres Online-Forums vor. Der Grund: Er fühlt sich beleidigt.

Augsburger Allgemeine (20.3.2013)
Landgericht: Beschlagnahme in AZ-Redaktion war rechtswidrig
Die Beschlagnahme von Nutzer-Daten in der Redaktion der Augsburger Allgemeinen war rechtswidrig. Das hat das Landgericht Augsburg entschieden.

Spiegel (20.3.2013)
Anordnung der Durchsuchung war rechtswidrig
Beleidigung im Internet ist kein Grund für eine Durchsuchung: Weil ein CSU-Referent sich von einem Nutzer im Online-Forum der "Augsburger Allgemeinen" beleidigt fühlte, ordnete das Amtsgericht an, seine Daten zu beschlagnahmen. Zu Unrecht.

Süddeutsche (29.1.2013)
Journalistenverbände kritisieren Beschlagnahmeaktion
Weil sich der Augsburger CSU-Politiker Ullrich von einem Foren-Nutzer von augsburger-allgemeine.de beleidigt fühlt, forderte er von der Redaktion den Klarnamen des Autors. Die weigerte sich. Daraufhin fuhr die Polizei mit einem Durchsuchungsbeschluss vor. Die Journalisten-Verbände BJV und dju sind empört.

taz (29.1.2013)
Der Beschluss ist rechtlich fragwürdig
Es ist fraglich, ob im Fall der Beschlagnahme bei der „Augsburger Allgemeinen“ eine Straftat vorliegt. Sie war daher nicht verhältnismäßig.

Presseberichte über die illegale Durchsuchung im Umfeld des OpenLabs Augsburg

zdnet (4.7.2018)
German police raid homes of Tor-linked group's board members
One board member described the police's justification for the raids as a "tenuous" link between the privacy group, a blog, and its email address.

taz (5.7.2018)
Gezielte Einschüchterung
Bewaffnete Polizisten durchsuchen die Wohnungen „Zwiebelfreunde“, obwohl sie Zeugen sind. Dass sie nicht vorgeladen wurden, ist skandalös.

Reporter ohne Grenzen (5.7.2018)
Solidarität mit Netzaktivisten
Reporter ohne Grenzen (ROG) kritisiert das Vorgehen der bayerischen Strafverfolgungsbehörden gegen Netzaktivisten aufs Schärfste.

Augsburger Allgemeine (5.7.2018)
Staatsschutz durchsucht Augsburger Open Lab: Eine fragwürdige Aktion
Im Vorfeld des AfD-Parteitags gerieten offenbar Unbeteiligte in den Fokus der Behörden. Die Betroffenen sollten prüfen lassen, ob die Durchsuchung rechtmäßig war.

Spiegel (4.7.2018)
Chaos Computer Club kritisiert Vorgehen der Polizei
Polizisten haben Vereinsräume und Wohnungen von Netzaktivisten durchsucht. Die Betroffenen gelten nur als Zeugen, trotzdem wurden Dokumente und Technik beschlagnahmt. Das wirft Fragen der Verhältnismäßigkeit auf.

Netzpolitik (24.8.2018)
Gericht urteilt: Durchsuchung bei Zwiebelfreunden war rechtswidrig
Das Landgericht München hat nach einer umstrittenen Razzia bei den Zwiebelfreunden den Durchsuchungsbeschluss aufgehoben. Die Behörden müssen alle beschlagnahmten Gegenstände zurückgeben.

Der Standard (24.8.2018)
Deutschland: Hausdurchsuchungen bei Netzaktivisten waren rechtswidrig
Im Juni hatte die Münchner Generalstaatsanwaltschaft aus kuriosen Gründen mehrere Räumlichkeiten durchsucht.

Rechtshilfekonto für Alex Mai

Inhaber: elinor Treuhand e.V.
IBAN: DE48 4306 0967 7918 8877 00
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck: ELINORR7XUTF (unbedingt angeben, sonst kann die Spende nicht zugeordnet werden!)

Für den Fall, dass nicht alle Spenden zur Verteidigung von Alex Mai benötigt werden, geht der Rest ans Augsburger Klimacamp. Unsere größten Posten sind neben Campmaterialien, Plakaten, Flyern und Aktionen Rechtskosten wie eben die bei Pimmelgate Süd. Jedes Verfahren belastet uns mit (jeder Menge Nerven) und in etwa 0 bis 7.000 Euro. Im Fall von Pimmelgate Süd rechnen wir mit etwa 4.000 Euro. Auf Anfrage schlüsseln wir die Kosten gerne auf. Ein anderes (nicht von uns betriebenes) Projekt, bei dem ebenfalls jeder Euro gute Verwendung findet, ist der Freiheitsfonds. Diese Initiative befreit deutschlandweit Menschen aus dem Gefängnis, die wegen Fahren ohne Fahrschein hinter Gittern sind.